Über mich als Maler

Die Melancolie ist meine Triebkraft und Muse, die die Verbindung zum Schaffenswunsch hält. Aus den Tiefen der Wunschmeere fische ich, dass was sich zu dieser Zeit und diesen Ort passend fangen lassen lies. Das Meiste bleibt für kommende Existenzen. Wird dort reif geworden sein. Es macht mich traurig, das Köstliche und Seelige kurz gekostet zu haben und es dann für alle Ewigkeit zu erdürsten. Es gespürt, es nah an sich vorbei schweben sehen und es bei aller Anstrengung nicht halten zu können. Nun treibt und treibt es mich weiter hin zu neuem Reuen. Das Glück wird wohl verschenkt.

Das Einfache ist oft das Richtige. Weniger ist mehr. Die Einschränkung ist ein zwingendes Prinzip. Komme mit wenig aus. Denn die Aussage gewinnt durch eine leichte Nachvollziehbarkeit. Die Wahrheit ist nicht kompliziert. Sie ist einfach, verständlich und schön. Und auch im Bild sind simplen Lösungen befriedigend. Klar und eindeutig sind die fertigen Ansätze und die daraus resultierende Komposition. Ein gutes Werk zustande zu bringen, ist sicher nicht einfach. Denn zur wirklichen Aussage, zu dem was ausgesprochen werden soll, durchzudringen ist ein mutiger Kraftakt. Sich auf sich einzulassen, den Betrachter zu vergessen und sich auf das konzentrieren, was sich da bilden will. So versuche ich im Moment zu bleiben und nicht schon nach den Sternen zu greifen, auch wenn alles mich in die Zukunft hetzt.

Etwas dem Verfall abzutrotzen, es für würdig zu halten nicht vergessen zu werden. Es in einem Licht der Bedeutung erscheinen zu lassen und selbst in dieser Rolle aufzugehen, sind viele Bereiche des  künstlerischen Schaffen. Harte Arbeit angesichts der ungeheuren Flut von Eindrücken und Situationen, die sich in mir gespeichert haben und nur darauf warten, entfesselt zu werden. Die Zweifel bestimmen oft den kleinen und großen Rahmen und zeigen allzu deutlich die Grenzen meiner Möglichkeiten. Eigene eng gefasste Auffassungen vom Sein und Können. Das Aufsprengen und Überwinden dieser im Kopf zementierten Irrtümer, widme ich ein Großteil meiner Zeit. Denn sie machen mich klein und unentschlossen.

Das Ergebnis ist aber kein Sieg sondern das Eingeständnis der Niederlage. Diesem Gegner bin ich nicht gewachsen, noch gefeit. Arbeit macht demütig. Demütig gestehe ich mir mein Scheitern ein und öffne mich für andere Lösungsansätze, in denen ich mich anders wiederfinde. Eher als ein Werkzeug, das eingesetzt wird, benutzt. Und es ist herrlich. Der ganze Zweifelskram fällt weg, wozu, weshalb, wieso… Es soll also sein. In dieser Gewissheit lässt es sich arbeiten.

Sich gegenüber dem Bild zu behaupten, seiner eigenen Idee treu zu bleiben und den vielen Effekten und Eitelkeiten zu trotzen, bleibt die schwerste Arbeit des Künstlers. Die Selbstverliebtheit und der Narzismuss führen in die Irre von Wiederholungen. Und die vielen schwachen Momente sind Gelegenheit genug. Es ist vielleicht schwer nachzuvollziehen an welchem Punkt es einen erwischt und ich wieder von Vorn anfangen muss. Denn das Kunstwerk ist eine Sache für sich, die sich nur dadurch nachvollziehen lässt, in dem man davon ausgeht, dass der Künstler alles auf eine  Karte setzt. Natürlich hört es sich recht pathetisch an und so ist auch. Niemand der ernsthaft arbeitet kann auf den Pathos verzichten, der ihn treibt und auszeichnet. Und dabei bleibe ich Nachahmer des mich umgebenen großen Kunstwerkes.

Gefangener Acryl auf Leinwand

In einer Zelle begrenzt mit Gitterstäben und einem offenen Fenster ins Freie sitzt eine Gestalt seit langem auf seine Freilassung harrend. Vom offenen Fenster abgewandt schaut sie in den leeren Raum. Der Blick schaut in innere Ferne, weit weg von dem was ihn im Moment umgibt. Am Horizont der tristen Ebene, die aus dem Fenster sichtbar ist, zeichnet sich ein Streifen Licht von der allgemeinen Düsternis ab. Die Gitter im Vordergrund haben keine Tür, noch Schloss, noch ein Anzeichen das der Gefangener hier raus käme. Der einzige Rettung wäre der mutige Sprung ins Ungewisse. Das Nachvollziehbare bietet nur die Realität unüberwindbaren, metallenen Stäbe. Von dieser Seite wird keine Befreiung erwartet, so wenig Aufmerksamkeit wie ihr geschenkt wird. Die gespannte Atmosphäre geht von dem Eingeschlossenen aus, der nicht auf etwas von außen wartet, sondern auf sich. Seinem Entschluss zu springen? Die Gefangenschaft seines Geistes zu verlassen. Die freie Seele, die dem Lichte zustrebt, kann den Bereich des Kalkulieren und der Kontrolle durch einen kühnen Sprung bar aller Vernunft verlassen, in dem sie durch  Identifikation mit dem Sichtbaren und der begrenzten materiellen Vorstellung gefangen ist. Der Bereich außerhalb des Fensters symbolisiert das Wagnis. Eine schwer einzuschätzende Einöde. Erst durch die direkte Konfrontation lässt sich ihre Natur erfahren, wie bei jeder Herausforderung. Das Licht am Horizont ist gleicht der Aussicht auf das Verlassen des Kokons. Die Spannung steigert sich aus dem passiven Hinnehmen einer leidvollen Situation und dem Bedürfnis nach Aktivität bis zur Wandlung. Die Zeit ist das eigentliche Progressive, weil sie vergeht und mit ihr die Stunden der Ungewissheit. Gott ist Zeit.

Die Dualität des Hindernis Acryl auf Leinwand *

Auf einem Löwen reitet die Königin in blau. Auf einem Bullen der König in rot. Als Kragen tragen sie einen Spiegel, der die Zukunft verheißt und das Himmelsblau spiegelt. Die Kronen beider schweben über ihnen, als Symbol der unerfüllbaren Erwartungen an ein hohes Amt. Hinter den geöffneten Türflügeln verbergen sich die Reiche des Königspaares. Die Zahlen und Buchstaben am oberen Rand heben die rationale und emotionale Betonung der unterschiedlichen Geschlechter hervor. Die Uhr ein Symbol der Zeit hängt an Ketten über dem Weg, der durch das Paar mit gekreuzten Lanzen versperrt wird und in eine gänzlich andere Dimension führt. Die Treppe, die dort erscheint, verliert sich im Licht. Doch auf fernem Plateau ahnt man ein noch anderes Tor.

Die Entwicklung zu einer höheren Form des Daseins führt immer an dem vorbei, was der Wanderer für maßgeblich hält, was er kennt und womit er sich verpflichtet fühlt. So sind die Auffassungen, Erkenntnisse und Erfahrungen, die man sich erarbeitet oder gewonnen hat, ein Hindernis wenn sie den Weg zu höherer Erkenntnis versperren. Über dem Bekannten existiert anderes und über dem wieder anderes und wieder und wieder. Das was wir für alles halten ist eine ganze Unendlichkeit in einer noch größeren Unendlichkeit, die ein winziger Ausschnitt einer noch viel größeren Unendlichkeit, die ganz unbedeutend ist für die über sie existierenden Wirklichkeit. Alles existiert in diesem Moment und für alle Ewigkeit neben oder übereinander. Doch für uns gibt es nichts anderes oder höheres so lange wir dem was uns umgeht unsere ganze Aufmerksamkeit schenken und es für das ein und alles halten.

Die Kulisse, die sich zwischen uns und dem Höheren stellt, sind die Gespenster vor denen wir uns schon lange fürchten. Manches in uns will dort bleiben wo es ist, weil es sich vor dem Wandel fürchtet. Anderes würde schon sich dem Neuen öffnen wollen, meint aber das dies sich nicht lohne, da dies nur eine Wiederholung des Bekannten ist. Schließlich nehmen wir uns überallhin mit. Wieder ein anderes hofft das sich die Idee von Weiterentwicklung als ein Trug herausstellen wird, damit die Mittelmäßigkeit weiterhin alles bestimme. Nach dem was uns wirklich vorwärts bringt müssen wir scheinbar suchen und hoffen. Und wirklich helfen kann uns nur eine fortgeschrittene Seele. Unser Stolz auf das Errungene und die Bequemlichkeit im Gewohnten bleiben unsere größten Hindernisse.

Fährmann Acryl auf Leinwand *

Die rote androgyne Figur steht vor einem Brückenbogen. Hinter den Gitterstäben steht der Himmel Kopf. Ein schweres Abendrot hat dort wo das Wasser endet ein schmales Licht und das Fährboot liegt harrend der Dinge. Lichtvoll ist der Vorplatz zur Treppe und die Gestalt mit dem roten Barett ist durchzogen von Linien die von etwas anderem scheinen. Das scheint keine Person, eher ein schweres Amt. Und Himmel und Hölle führen über die Treppe. Abgewägt wird der Fahrgast nach seinem frommen Gewicht, um zu steigen oder zu fallen. Der Wille zur Schwere hatte seine Gelegenheit, nun heißt es ernten und fahren zum gewünschten und verdienten Reiseziel. Unbestechlich da wissend tut der Fährmann das was auf der Stirn des Reisenden steht. Bring ich ihn dort hin wohin er jetzt nach alldem passt und weiter wandelt auf den Pfaden kommender Mühen.

Der Zuhörer Acryl auf Leinwand *

Aufmerksam und konzentriert ist der Körper dem Hören Untertan. Der Blick hat einen fixen Punkt. Der Kopf scheint vom Körper und der Körper von der Umgebung und die Umgebung von der Zeit geschnitten. Keine Arme, keine Hände, die das ganze stören würden. Wenn nicht die Teilung des Gesichtes bliebe, die doch so deutlich auf die ungewisse Zukunft des Gesagten hinweist. Hinein in den Sinn der Wörter schreitet der Zuhörer wie bei einer Wanderung. Erst kommt das Offensichtliche später folgt das Unaussprechliche. Die ganze Wahrheit sucht er nicht, nur das Stück davon was ihm vertraut. Mit dem Band der Neugier scheint er an den fremden Mund gefesselt und die Welt um ihn herum verblasst zur Kontur. Was wird er zu hören bekommen, was er nicht schon weiß und was weiß er schon von dem was er zu hören bekommt? Nichts von dem was er nicht kennt oder sich vorstellen kann oder wofür er keine Affinität entwickelt wird die Schwelle seiner Ohren wirkungsvoll übertreten. Denn sicher ist der andere der Fremde wofür ihn der Zuhörer hält bis er sich selbst durch ihn sprechen hört.

Der Unentschlossene Acryl auf Leinwand *

Die fliegende einbeinige Figur schwebt zwischen Himmel und einem Gestade auf der Suche nach Halt. Die Nacht bedroht dem Armen ohne Zuflucht und schützenden Grund. Er konnte sich nicht zwischen den Möglichkeiten entscheiden und nun droht das Ende eines glücklosen Versuchs. Auf Dauer in einem schwebende Zustand zu verbleiben, der ihn über allem Boden hält und an eine Heimat der Vögel und Engel verweist. Der zeitliche Rahmen reichte ihm nicht den Argwohn und den Zweifel zu überwinden. Überfordert von den Möglichkeiten und Gelegenheiten geht er am Ende gar leer aus. Die Nacht wird es bringen. Die Vorstellung versucht den Makel der materiellen Existenz durch kühne und unsinnige Versuche zu korrigieren. Obwohl die Lösung der Problematiken nahe liegend sind, schweift man lieber in die Ferne, dem grüneren Grün zu. Anstatt den verdienten Umstand zu akzeptieren, modelliert man erfolglos an dessen Verbesserung bis die Zeit ganz aufgebraucht ist und der Tod, die Nacht über einen herein bricht. Das Ende der Verdrängung und dann das Konkrete bar jeder Vorstellung. Die geborgten Flügel erweiterten den Bereich der Auswahl beträchtlich, nur leider verbargen sie dem Armen seinen Makel. Einbeinig, humpelnd, invalidisiert – beim Flügelschlag nicht zu spüren, doch auf Erden nützen die Prothesen wenig. Sein Karma zu umarmen, in dem man es so nimmt wie es ist und das Beste daraus macht, erspart Epochen dauernder Wiederholungen. Die Einschränkung als körperlicher Krüppel sind die Reaktion auf den Stolz körperlicher Unversehrtheit. Der Stolze wird körperlich behindert, weil er sich über die Folgen seiner Eitelkeit bewusst werden wollte und sollte. Im kommenden Leben kann sich die Übung im Fliegen vorteilhaft auswirken, doch auch da muss das Landen geübt sein.